2 von 12
so das war sie dann Nummer 2 von 12…
ich hab sie gut vertragen…war nur schon während der Gabe von Fenistil i.v. so müde geworden das ich die Chemo einfach verschlafen habe…
zu Hause ging es dann so weiter…habe bis 17:30 geschlafen…
gestern Abend wollten wir ja eigentlich ins Kino gehen…hat natürlich nicht so geklappt wie es geplant war…ist aber auch nicht schlimm, denn dafür hatten wir einen sehr schönen Abend mit Freunden, mit viel Lachen…hatten uns vorher noch was zu Essen mit hingenommen und wollten nur kurz ein bisschen schnacken…aber so in Gespräch und Lachen vertieft verging die Zeit viel zu schnell und somit haben wir Kino Kino sein lassen und weiter gelacht…
Bis gegen halb 11 unser Telefon klingelte und wir Paul bei Oma und Opa aus Bremerhaven abholen mussten, weil er gestern Abend so dolle Sehnsucht hatte das sie ihn wohl nicht beruhigen konnten…somit musste er heute dann doch bis 14:00 in die Kita und ist zum Glück auch selbst nach Hause gekommen…und hat sich wirklich bis gut 18:00, bis Marc nach Hause kam allein beschäftigt…das macht mich immer so stolz…er funktioniert da irgendwie wie ein Großer im System mit…und deshalb hat er auch wirklich viele Sonderrechte bei uns…auch wenn manche darüber den Kopf schütteln…wir wissen das wir auf ihn bauen können wenn es so sein muss, und unsere Gegenleistung sind Sonderrechte.
Es ist alles nicht wirklich einfach…was ich merke ist, das die Krankheit, die Therapie schon so viel Zeit in Anspruch nimmt…
bei einigen scheint das/ ihr Verständnis dafür bereits in den Hintergrund zu rücken…es kommen dann schon mal Fragen warum Paul nicht allein zu Hause bleiben kann wenn ich meine Chemo bekomme…natürlich kann er das und das ist auch kein vertüdeln von uns…aber bitte, das Kind ist nicht nur die Zeit allein wo ich bei der Chemo bin…es ist den ganzen verdammten Tag allein…ich verlasse um 8 das Haus und wenn ich um 13:00 zu Hause bin dann muss ich schlafen…
es geht hier nicht um eine oder zwei Stunden…es geht um den ganzen verdammten Tag…das ärgert mich…wirklich…
alles nicht so optimal im Moment…aber wir versuchen trotz allem das Beste daraus zu machen…und werden es im Zweifel auch allein hinbekommen…
was ist noch in meinem Kopf?
eine Kollegin aus meinem Team ist gut zwei Jahre vor mir an Brustkrebs erkrankt…eigentlich wollte ich das hier gar nicht unbedingt erzählen, aber es belastet mich gerade auf eine bestimmte Art…es nimmt zu viel Raum ein…nimmt mir zu viele Gedanken und deshalb muss ich das einmal für mich rausschreiben…
besagte Kollegin ist nun bei uns im Haus auf die Palliativstation gekommen…Gedanken dazu kreisen in meinem Kopf…ich hatte sie zuletzt im Februar gesehen als sie uns auf Station besuchte…damals hatte ich schon das Gefühl das sie uns ein weitaus unbesorgteres Gesicht gab als es wirklich war…sie nahm eine weinende Kollegin in den Arm…tröstete diese…alles wirkte damals auf mich so surreal…
naja auf jeden Fall liegt sie nun auf der Palliativ…in mir kam die Frage auf „Möchte ich sie besuchen?“…auch aus dem Team wurde ich gefragt ob ich sie schon besucht hätte…meine Antwort nach dem heutigen Tag lautet NEIN…ich werde sie nicht besuchen…ich danke meinen beiden Mädels Elke und Uli, die sich die Zeit heute genommen haben um mit mir darüber zu sprechen…
Warum würde ich sie besuchen wollen? Weil es andere von mir erwarten? Weil wir so eng befreundet waren? Weil ich es wirklich möchte? Warum?
Für mich ist klar ich würde es für andere tun…nicht für mich…ich möchte sie so in Erinnerung behalten wie ich sie damals im Februar sah…zu einer Zeit als ich noch nichts von meiner Krankheit wusste…
was bringt es mir sie zu besuchen? ich weiß das sich in meinen Kopf Gedanken schleichen würden die ich da nicht haben möchte…
„wir haben beide Brustkrebs…ihre Diagnose ist jetzt 2 Jahre her…wo stehe ich in 2 Jahren…bekomme ich schon mal einen Blick auf das was mich erwartet…was wird sein…“
dabei spielt auch keine Rolle das wir zwei völlig verschiedene Therapien eingeschlagen haben…sie den alternativen Weg mit Hyperthermie und Mistel…ich den schulmedizinischen mit Chemo, Bestrahlung, Antihormontherapie… nicht mal ne Ahnung ob wir die gleiche Tumorgeschichte haben…
das ist aber auch egal wenn die Fantasie wieder das Denken übernimmt…ich bin froh endlich an einem Weg zu stehen wo die Fantasie nicht das normale denken bestimmt…und das soll so bleiben…und deshalb lautet meine Antwort „Nein, ich werde sie nicht besuchen…weil ich weiss das es nicht gut für mich ist“ und im Moment sage ich ganz egoistisch „es zählt nur das was ich möchte“
noch was nettes und schönes zum Abschluss…
vor einiger Zeit hatte ich von dieser sehr alten Orchidee meiner Freundin Uli geschrieben…und was soll ich sagen…sie blüht…wir hatten ja wetten wollen…und ich hab gewonnen…sie blüht weiss und ist wunderschön…
und mit einem Bild von ihr verabschiede ich mich in die Nacht und geh schlafen…