Die Systemrelevanz

in den letzten ein einhalb Jahren haben wir viel über systemrelevante Berufe gehört...die einen fühlten sich geschmeichelt...andere fühlten sich ausgegrenzt...wieder andere schüttelten nur den Kopf...
als Krankenschwester gehörte ich zu diesen "Systemrelevanten"...hat mich das interessiert?
NEIN,
denn ich habe einfach das getan was ich immer mache...meinen Job...ich habe ihn mit genauso viel Herzblut verübt wie vor Corona...
wenn ich zu Hause aus dem Fenster schaute, konnte ich einige Monate Plakate lesen, die darauf hinwiesen, wie wichtig Pflege ist...das freut einen, irgendwie, ein bisschen...man sieht, das einige sehr wohl wahrnehmen was mit der Pflege passiert...sie brennt aus...
die letzten ein einhalb Jahre haben mir aber auch gezeigt, das sich im Blick auf die Pflege nie etwas ändern wird...Schuld sind wir Pflegenden wohl am ehesten selbst...geben wir doch schließlich immer alles -  egal wie viel zu tun ist - egal wie viele Kollegen gerade nicht da sind...

in den letzten Tagen gab es so einige Beiträge über meine Freundin Elke...
und wenn ich jemanden eine Systemrelevanz zusprechen müsste, dann wäre es ihre Arbeit...

in dem Bericht, den ich gestern über sie gelesen habe, sagte Anja Faltus
"...Ich sage immer, sie ist mein Rettungsanker."

mein Rettungsanker ist sie ebenfalls schon so viele Male in meinem Leben gewesen...begonnen hat es für uns als Kolleginnen in der Chirurgie...schnell wurde daraus eine sehr enge Freundschaft...und auch als wir beruflich in verschiedene Richtungen gingen, haben wir nie den Kontakt verloren...vielleicht war es mal ein bisschen stiller und mal ein bisschen lauter...aber wir waren immer da... Elke und ich teilen kaum gemeinsame Hobbys...und doch sind wir im Geiste sehr nah bei einander...und das macht  unsere Freundschaft für mich so wertvoll...in Momenten wenn mir Worte fehlen, ist sie da...wenn ich nur schwach sein will...wenn mir Mut und Hoffnung fehlen...wenn die Trauer mich überrennt...aber sie ist auch da, wenn wir lachen wollen...wenn wir einfach nur doof sein wollen...denn bei allem ernst des Lebens, was man mit ihr am Besten machen kann, ist LACHEN...

sie war da, als wir die Krankheit meiner Ma nicht mehr allein zu Hause bewerkstelligen konnten...sie hat auf einem kurzen und schnellen Weg einen Palliativplatz organisiert...sie war da, als meine Ma ging...hat mir und meinem Dad so viel Kraft gegeben, um den Augenblick zu überstehen...

sie war auch da, als ich damals vor sechs Jahren meine Diagnose bekam...sass an meiner Seite...und hat das alles ausgehalten...das Denken für mich übernommen...ist den Weg mit mir zusammen gegangen, so weit es ihr immer wieder möglich war...

sie war da, wenn die Katze hunger hatte - obwohl sie ne Katzenhaarallergie hat...sie war da als unser Sohn eine Betreuung brauchte - nun ist er zum Glück alt genug...
sie ist aber auch da wenn ich ins Theater möchte...oder Eis essen...oder quatschen...lachen...Kaffee trinken...Spass haben...einen Rat brauche...

das sind die Freunde die man braucht...die einfach da sind...denen egal ist was gestern war oder morgen sein wird...die einfach verankert im JETZT leben...
sie ist eine feste Konstante in meinem Leben...gehört irgendwie zur Familie - das merkt man dann, wenn auf einer Familienfeier gefragt wird "Wo ist Elke?"

Danke für viele wundervolle Jahre und auf das noch sehr viele folgen <3

Und liebe Elke, das ist das was du erreicht hast...was du aufgebaut hast:

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