Schwerer Gang
ein schwerer Gang steht vor uns…
ich habe eben den Termin für nächste Woche Montag gemacht…
wir werden unseren Urlaub verschieben und alle drei gemeinsam unsere Katze ein Stück auf ihrem letzten Weg begleiten…
und irgendwann holte sie ihren Koffer und ihr Körbchen und zog einfach ein…
sie überzeugte uns mit ihrer spröden Art…immer etwas knurrig und zickig…
sie war fast ein Jahr bei uns bevor wir sie das erste mal richtig anfassen durften oder sie sich bei einem von uns auf dem Schoss zusammen rollte…
als ich schwanger war, hat sie mir 10 Monate fast jede Nacht Mäuse mitgebracht…es war mein persönliches Highlight, meinen Mann dabei zu beobachten wie er die Mäuse, die ja nie tot waren, gefangen hat…
unser Hund und auch die Katze lagen derweilen gelangweilt in ihren Körbchen und fühlten sich gestört…
also unser Sohn geboren wurde und dann auch nach Hause kam, machte sie einen großen Bogen um ihn…anschauen immer nur aus der Ferne…eines nachts schaute ich verschlafen ins Kinderbett…ob alles okay sei…war es…beim wegdrehen kam mir ein Gedanke „seit wann hat er denn ein Kuscheltier im Bett?“…naja…hatte er nicht…die Katze hat sich einfach in sein Bett geschlichen und sich am Fussende zusammen gerollt…
von da an lag sie öfters bei ihm…mal mit im Bettchen…mal auf der Wickeleinheit oder im Stubenwagen…
sie hat ihn in den ganzen 10 Jahren nie bewußt verletzt oder wehgetan…nie angeknurrt…
uns dafür um so häufiger…
als unser Hund 2009 schwer erkrankte und später dann verstarb, hat sie immer ihr Futter mit ihm geteilt…hat selbst nur ganz wenig gegessen und den Rest ihm überlassen…aufgefallen ist uns das allerdings erst viel später…als der Hund nicht mehr da war…
sie hatte 15 schöne Jahre bei uns…es war nicht immer einfach mit unserer „verrückten Nudel“…aber unser Ziel war es, ihr ein schönes Leben zu geben, wenn sie doch schon nicht so einen tollen Start hatte und nach 4 Jahren von ihren ersten Besitzern ins Tierheim gegeben wurde…
19 Jahre ist sie alt und nun heißt es für uns Abschied nehmen…schon eine ganze Weile kann man beobachten, wie sie immer weniger wird…sehr viel schläft…nicht mehr groß auf Geräusche reagiert…und nun auch mindestens 3 mal am Tag erbricht…sie trinkt kaum noch und Futter wird auch nur noch in minimaler Dosis aufgenommen…sie wirkt häufig auf ihre eigene Art verwirrt…wird immer weniger…
für meinen Mann und mich, ist schon eine Weile klar, das wir den Gang zum Tierarzt nicht mehr lange aufschieben können…für unseren Sohn, der besonders in den letzten 1 bis 2 Jahren ein inniges Verhältnis zu ihr aufgebaut hat, ist es schwer zu ertragen, das seine Katze irgendwann erlöst werden muss…
in der letzten Woche dachten wir das es jeder Zeit so weit ist…dann berappelt sie sich wieder…jetzt gehts seit 2 Tagen wieder schlechter…
unser Sohn ist nun auf Klassenfahrt…erst dachten wir, das wäre eine Möglichkeit sie in der Zeit gehen zu lassen…aber, dank einer Arbeitskollegin oder besser ihrer 9 (?) jährigen Tochter, haben wir uns anders entschieden…wir haben unseren Sohn gefragt, was er möchte, wenn es soweit sein sollte…seine Antwort kam prompt und ziemlich direkt…“natürlich möchte ich bei meiner Katze sein, wenn es soweit ist“…okay…
wir haben in den letzten Tagen viel über Verantwortung Tieren gegenüber, geredet…ich bin überrascht wie gut ein 10 jähriges Kind reflektieren kann…er ging gestern Abend ins Bett und meinte „er hofft das seine Katze nicht stirbt wenn wir im Urlaub sind“…das war dann dieser Moment in dem wir unser Gespräch noch einmal vertiefen mussten…ich habe ihm gesagt das ich alles tun werde, damit er seine Katze am Freitag wenn er von der Klassenfahrt wieder kommt, noch sehen kann…aber viel länger werden wir es vielleicht nicht schaffen…
was ich sagen möchte…wir wollten unseren Sohn schützen…und hätten dabei fast falsch entschieden…ich wollte ihm den Moment der Trauer, wenn ein Tier eingeschläfert wird, nehmen…einen Moment den er aber definitiv haben möchte…
und deshalb haben wir unseren Urlaub verschoben und werden nächste Woche Montag alle gemeinsam zum Tierarzt fahren…
Zeit Abschied zu nehmen <3