Verzeihen
ich lerne gerade zu verzeihen…das klingt vielleicht hart, aber ich kann es nicht anders in Worte fassen…in den letzten Tagen fühle ich mich innerlich sehr ausgeglichen und mit mir im Reinen…
und ich habe viel an meine Ma gedacht…allerdings mehr mit einem Lächeln im Gesicht als mit einem weinenden Auge…
was auch immer gerade in mir passiert…ich habe ihr lange innerlich Vorwürfe darüber gemacht das sie in Bezug auf ihre Erkrankung nicht ehrlich zu uns war…sie muss gewusst haben wie es um sie steht…wie muss es in ihr ausgesehen haben…Gedanken nicht teilen können…und es wohl auch nicht wollen…alle zu schützen die ihr am Herzen liegen…
in den letzten Tagen habe ich angefangen zu akzeptieren das sie uns einfach nur schützen wollte…und vielleicht ist es genau das was man manchmal tut…andere einfach schützen…
ich würde mir wünschen sie noch einmal in den Arm nehmen zu können…sie noch einmal zu spüren und zu riechen…ihr noch einmal sagen wie sehr ich sie liebe…wie dankbar ich ihr bin, für viele schöne Momente…für eine Kindheit, die immer behütet war…
auch wenn das einfach der Lauf der Zeit…der Lauf des Lebens ist…es tut trotzdem weh…es versetzt meinem Herzen immer wieder einen Stich…meinem Bauch immer wieder ein ungutes Gefühl…
hinter mir liegen drei Wochen Urlaub…Zeit in der ich sehr viel schönes getan habe…es gab einen Vater-Tochter-Tag…wir waren zusammen in HH…erst zusammen Essen aufm Kiez…dann ins Stage Operettenhaus…es war ein schöner Tag…vielleicht weil keiner von uns den anderen mit jemanden teilen musste…die Aufmerksamkeit lag ganz bei der anderen Person…es tat uns beiden gut…mit einander zu reden…zu schweigen…aber auch zu lachen…
ausserdem habe ich eine Woche mit meinem Sohn allein Urlaub gehabt…auch da hatte ich das Gefühl das es gut tut, sich nur auf ihn allein zu konzentrieren…auch hier, ihn nicht teilen zu müssen…meine Aufmerksamkeit nicht teilen zu müssen…
und auch meinem Mann und mir ist eine Zeit zugefallen in der wir nur für einander da sein konnten…mit ihm liebe ich diese Zeit ganz besonders…selbst wenn wir nur nebeneinander sitzen und schweigen…wir kommunizieren so viel ohne Worte mit einander, das es manchmal echt erschreckend ist…
ja nun ist mein Urlaub zu Ende…und der Arbeitsalltag gewinnt mich langsam zurück…aber, das ist okay…ich liebe meinen Job…und ich bin froh das ich ihn ausführen kann…das ich nach wie vor die Kraft dazu habe…auch wenn es manchmal Tage gibt, die mich gedanklich verzweifeln lassen…Tage an denen mich alles überrollt und ich nicht mal weiss was das Ganze ausgelöst hat…Tage die dann grau werden, bevor die Sonne sich wieder hervor wagt…mich wieder mit ihren Strahlen kitzelt…
ich merke das ich immer mehr nur noch Dinge mache, die mir gut tun…Dinge die ich machen möchte…das mich manches recht schnell abnervt…besonders wenn Menschen manchmal einfach nur dumm daher kommen…irgendwie kann ich damit nicht wirklich viel anfangen…das konnte ich noch nie…aber früher hab ich das einfach hin genommen und gut…heute habe ich das Bedürfnis mich sofort von den Leuten zu entfernen…ist das normal? Ich weiss es nicht…ist eigentlich auch egal…
auch merke ich das ich sehr viel Zeit in mein Hobby „lesen“ stecke…in diesem Monat habe ich über 6000 Seiten gelesen…und der Monat ist noch nicht rum…ich mag den Austausch mit anderen lesenden Menschen…mit Autoren, die auch einfach mal private Worte mit dir wechseln…reden über Bücher…schreiben über Bücher…ich merke das das genau mein Ding ist…etwas das ich machen möchte…
heute Abend bin ich nun zum Essen verabredet…und deshalb werde ich mich mal langsam fertig machen…bis Frauen soweit sind dauert ja immer ein bisschen